3 Fragen an Dr. André Göbel

Präsident der FITKO
Welche Aktivitäten gibt es in Ihrer Organisation (FITKO) bereits zu Open Data oder welche Maßnahmen planen Sie zukünftig?

Wir verfolgen in der FITKO verschiedene Initiativen und Aktivitäten im Bereich Open Data, die sowohl gegenwärtige als auch zukünftige Maßnahmen umfassen. Eine zentrale Rolle spielt dabei natürlich der Betrieb und die Weiterentwicklung von GovData, das wir als Produkt des IT-Planungsrats in dessen Auftrag verantworten. GovData fungiert als zentrale Anlaufstelle für hochwertige offene Datensätze gemäß der EU PSI-Richtlinie. Um den Informationsbedarf auf allen föderalen Ebenen zu decken, haben wir ein umfassendes FAQ zum Thema "Hochwertige Datensätze" auf govdata.de eingerichtet. 

Zusätzlich engagieren wir uns aktiv in verschiedenen Communities, um die Interoperabilität und den Austausch von Datenstandards zu fördern. Hierzu gehören beispielsweise unsere Beteiligungen an der Arbeitsgruppe „Semantische Interoperabilität“ sowie am SEMIC-Projekt auf europäischer Ebene. Auch nehmen unsere Open-Data-Expert:innen regelmäßig an Community-Veranstaltungen und Konferenzen auf kommunaler, föderaler und nationaler Ebene teil. Dazu gehören beispielsweise der internationale Open-Data-Day in Berlin und der Open-Data-Day in Moers. Die FITKO ist außerdem in Fachforen wie den HeFDI DataTalks aktiv vertreten, die von der Landesinitiative „Hessische Forschungsdateninfrastrukturen“ regelmäßig organisiert werden, um Erfahrungen und Erkenntnisse zu teilen. 

Darüber hinaus integrieren wir Open-Data-Technologien in verschiedene andere Produkte des IT-Planungsrats, um Querschnittswissen zu nutzen und Synergien zu schaffen. Ein Beispiel hierfür ist das gemeinsame Verzeichnis für Datenstrukturen des „Föderalen Informationsmanagements“ (FIM Schema-Repository), das wir entwickelt haben, um Datenstandards zu verwalten und zu teilen. Des Weiteren stellt der Portalverbund Online Gateway (PVOG) bereits Daten über offene Schnittstellen bereit. Wir sind der Ansicht, dass auch andere Produkte des IT-Planungsrats, von Open-Data-Ansätzen profitieren können. Unsere zukünftigen Maßnahmen werden sich daher darauf konzentrieren, unsere bestehenden Initiativen auszubauen und neue Möglichkeiten zur Förderung von Open Data zu erschließen. 

Was war für Sie eine spannende Erfahrung mit dem Thema Open Data in einem Projekt?

Oh, da gibt es nicht nur „die eine“. Und in allen Beispielen war nicht die Infrastruktur oder die Technik, sondern der Wille oder das Budget, der Hemmschuh für die Bereitstellung von offenen Daten. Deshalb ist es mir in der FITKO so wichtig, dass wir Open-Data-Technologien und Prinzipien in so viele Produkte und Projekte des IT-Planungsrats integrieren wie möglich. Auch wenn dies für sich betrachtet natürlich kein Open Data ist, sondern beispielsweise Linked Data, Semantic Technologies oder simples Open Source. Aber all jenen Anwendern und Anwendungen, die eigene Daten haben und diese veröffentlichen wollen, ist damit meist ein Stück geholfen. Mit dem Datenportal GovData Deutschland zeigen wir, wie gut dies funktionieren kann, um Verwaltungsdaten transparent, offen und frei nutzbar für alle bereitzustellen. Mit knapp 100.000 Datensätzen ist dies inzwischen ein gewaltiger Informationsschatz. 

Was würden Sie anderen Akteuren empfehlen in Bezug auf Open Data?

Zunächst empfehle ich Akteuren, die sich mit dem Thema Open Data befassen, Gemeinsamkeiten und Gleichgesinnte zu suchen, um nicht immer von Grund auf neu beginnen zu müssen. Oft gibt es bereits bestehende Bemühungen, auf die aufgebaut werden kann. Daher lohnt es sich, Zeit in Recherche- und Vernetzungsaktivitäten zu investieren, um nicht zuletzt auch verschiedene Perspektiven zu verstehen und von den Erfahrungen anderer zu profitieren. 

Zudem ist es wichtig, auf bestehende Standards zu setzen und die Standardisierung voranzutreiben. Dadurch wird der Aufwand an vielen Stellen minimiert, da oft bereits internationale Standards für verschiedene Anwendungsfälle existieren. 

Und schließlich ist es wichtig, auch Mut aufzubringen. Damit meine ich nicht, Bedenken hinsichtlich Datenschutz, Sicherheit oder Missbrauch zu ignorieren. Im Gegenteil, es ist wichtig, diese Bedenken zu berücksichtigen, um Risiken zu minimieren. Mut ist gerade deshalb wichtig, um die Vorteile von Open Data für die Gesellschaft, ihre Verwaltung und weiteren Organisationen in einem möglichst risikoarmen Rahmen voll auszuschöpfen. 

Porträt

Dr. André Göbel ist diplomierter Verwaltungsinformatiker sowie promovierter Verwaltungs- und Wirtschaftsgeograf. Zu seinen Schwerpunkten zählen Strategie- und Innovationsentwicklungen der digitalen Transformation. 

Zum 1.11.2023 wurde er durch den deutschen IT-Planungsrat zum Präsidenten der FITKO (Föderalen IT-Kooperation) bestellt. Bis dahin verantwortete Göbel den Aufbau des Public Sector Geschäfts der Kyndryl Deutschland GmbH, einer internationalen Abspaltung der Infrastrukturservices von IBM. Zuvor war er von 2019-2022 Gründungsgeschäftsführer der DigitalAgentur des Landes Brandenburg. Von 2015 verantwortete er beim internationalen IT-Dienstleister Capgemini unterschiedliche Führungsrollen in der Beratung der Öffentlichen Verwaltung, zuletzt als Leiter des Geschäftsbereichs Business & Technology Public Sector Germany. Davor war er als ernannter Professor für Verwaltungsmanagement i.V. an der Hochschule Harz tätig und leitete dort die Labore für angewandte IT in der Wirtschaftsförderung sowie den von ihm aufgebauten Masterstudiengang Wirtschaftsförderung. Göbel engagiert sich ehrenamtlich als Mitglied des Arbeitskreis Cloud und als Vorstandsmitglied im Nationalen E-Governmentkompetenzzentrum (NEGZ e.V.) sowie als Mitglied im Leitungsgremium der Fachgruppe Verwaltungsinformatik in der deutschen Gesellschaft für Informatik. 

Weitere Informationen:

Webseite der FITKO

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